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Samstag, 16. Juni 2012

Einsam

In eisiger Nacht ging sie durch die Straße, sie fror. Ihr Hab und Gut war gerade mal eine blaue Hose mit großen Taschen, die mit weißen Streifen fixiert war, ein Paar rote Socken, eine schwarze Jacke mit einer Kaputze und eine braune Fleecedecke.
 Ihre Zehe waren schon ganz blau und eisig. Sie zitterte am ganzen Leib und spürte die Kälte bis in die Knochen. Das Denken fiel ihr dadurch immer schwerer und da es nachts sehr dunkel draußen ist, bekam sie es jedesmal mit der Angst zu tun. Die Menschen auf der Straße fürchtete sie auch, da viele von ihnen sehr rücksichtslos sein konnten und nicht immer gerade nett waren. Durch die Kälte glaubte sie, erfrieren zu können, während sie schlief. Daher fiel es ihr schwer abends einzuschlafen. Die Fleecedecke war zwar schön kuschelig und warm, aber immer noch nicht warm genug. An jenem Tag stieß sie auf eine Brücke, die schon sehr brüchig war. Trotzdem machte sie es sich unter der Brücke gemütlich, wenigstens gab sie Schutz vor der Kälte. Mitten in der Stadt, ganz in der Nähe der Brücke, ist ein kleiner Brunnen; dort trank sie wenigstens etwas Wasser draus, damit sie ein wenig Flüssigkeit aufnehmen konnte. An diesem Tag gab es kein Essen, weil niemand ihr etwas Geld gab, und zum Stehlen hatte sie keine Mut; außerdem wusste sie, dass es nicht richtig wäre.
  Da sie ununterbrochen auf den Beinen war, gestaltete sich dieser Tag als sehr anstrengend.
Überall bettelte sie die Menschen nach Hilfe an, aber niemand gab ihr etwas. Nur in einer Mülltonne, an der sie vorbei kam, fand sie etwas Brot und den Rest von einem kleinen Salat.
Ihr Gesicht und auch ihre Klamotten waren voller Schmutz und ihre Knochen schon ganz weich. Alles tat ihr weh, denn die Kälte und das lange Laufen machte ihr zu schaffen. Als sie sich es gemütlich gemacht hatte, war sie vom Tag so erschöpft, dass sie das Beten an diesem Abend sein ließ und schlief daher sehr schnell ein.
 In der Nacht, während sie schlief, fiel der Schnee durchgängig bis in die Morgenstunden.
Sie machte langsam leicht ihre Augen auf und streckte sich. Dann rollte sie ihre Decke zusammen und setzte sich drauf. Sie sprach: "Danke lieber Gott, dass du mich auch diese Nacht noch nicht zu dir geholt hast."

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